Human Resources im Start-up – Personalmanagement in Gründungsunternehmen

Der Faktor Mensch spielt auch in jungen Unternehmen eine entscheidende Rolle. Doch im Kontext von Start-ups kommen besondere Herausforderungen dazu.
Das Augenmerk richtet sich bei Start-ups häufig auf den Gründer oder das Gründungsteam, da sie als einer der zentralen Faktoren für den Erfolg von Unternehmensgründungen angesehen werden. Für viele Venture Capitalists ist das Gründungsteam sogar wichtiger als die eigentliche Idee selbst.

Auf den Punkt brachte dies beispielsweise Eugene Kleiner von Kleiner Perkins, einer der renommiertesten Wagniskapitalfirmen aus dem Silicon Valley: „I invest in management, not ideas.“ Neben dem Gründungsteam bestimmen aber auch die weiteren Mitarbeiter den Erfolg (oder Misserfolg) des jungen Unternehmens.

Die klassischen Bereiche des Personalmanagements – Gewinnung, Motivation und Entwicklung von Mitarbeitern – sind auch bei Unternehmensgründungen von zentraler Bedeutung. Allerdings zeigen Untersuchungen, dass der Personalentwicklung in jungen Unternehmen deutlich weniger Aufmerksamkeit gewidmet wird als den beiden anderen Bereichen. Der Grund hierfür liegt häufig in der starken operativen Belastung des Personals während des Unternehmensaufbaus, die zeitintensive Schulungen kaum zulässt. Ebenso spielen die Kosten solcher Maßnahmen eine wichtige Rolle. Aufgefangen werden könnte dies zumindest teilweise durch interne Maßnahmen der Personalentwicklung wie „Training on the job“ und dem Coaching durch Mitglieder des Managementteams.

Arbeitsplatz Start-up: Für und Wider

Bei der Rekrutierung von Mitarbeitern ist zu berücksichtigen, dass sich der Arbeitsplatz in jungen Unternehmen deutlich von dem in etablierten Unternehmen unterscheidet. Wie zahlreiche Statistiken belegen, sind die Erfolgsaussichten von neu gegründeten Unternehmen sehr ungewiss. In manchen Branchen belaufen sich die „Sterberaten“ auf bis zu 80Prozent in den ersten 5 Jahren nach Gründung, weshalb Mitarbeiter in jungen Unternehmen fast zwangsläufig mit einer immanenten Arbeitsplatzunsicherheit konfrontiert werden. Hinzu kommt die hohe Arbeitsbelastung während der Gründung und in der frühen Entwicklungsphase eines Unternehmens, so dass die Mitarbeiter neben der psychischen auch einer erheblichen physischen Belastung ausgesetzt sind.

Freilich bietet der „Arbeitsplatz Start-up“ auch besondere Vorteile. Spricht man mit Mitarbeitern von jungen Unternehmen, so werden vor allem die Unternehmenskultur, der vergleichsweise große Verantwortungsbereich und die Vielseitigkeit des Betätigungsfelds als sehr positiv empfunden. Trotz des ernüchternden Börsenklimas sind auch eigene Beteiligungen am Start-up weiterhin gefragt, allerdings nicht mehr in einem Umfang wie noch vor ein paar Jahren und auch nicht als markanter Anteil am Monatsgehalt. Aber eine Motivationswirkung können sie in der Regel doch entfalten.

Managementaufgabe Unternehmenskultur

Als einem der bedeutsamstem Faktoren für die Attraktivität des Arbeitsplatzes Start-up sollten Unternehmensgründer auch der Etablierung und Pflege der Unternehmenskultur besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen. Dass diese „weiche“ Aufgabe in Anbetracht der zahlreichen „harten“ Herausforderungen beim Unternehmensaufbau ebenso ins Hintertreffen geraten kann wie die Personalentwicklung, liegt auf der Hand.

Aus mittel- bis langfristiger Perspektive lohnt sich aber dieses „Investment“, zumal sich die Unternehmenskultur im Zeitablauf verfestigt und daher bei unvorteilhafter Ausprägung nur sehr schwierig verändert werden kann. Einfluss auf die Unternehmenskultur haben während der frühen Phase der Unternehmensentwicklung vor allem die Gründer. Neben ihrer Vorbildwirkung leistet jedoch auch die von ihnen ausgeübte Personalauswahl einen wichtigen Beitrag zur Etablierung der Kultur.

Fazit

Wie Wagniskapitalgeber dem Gründungsteam und damit dem Faktor Mensch die größte Bedeutung für den Erfolg von Unternehmensgründungen beimessen, so sollten auch die Gründer selbst ein besonderes Augenmerk auf die Auswahl ihrer Mitarbeiter sowie die weiteren Aufgaben des Personalmanagements legen.
(von MARC GRUBER in FAZ)